Speak Up Retreat | Der Rückblick | Thementag Hate Speech

Gruppenfoto am Donnerstag
Vorträge am Donnerstag
Essen am Donnerstag
Vorträge am Donnerstag
Essen am Donnerstag
Vorträge am Donnerstag
Essen am Donnerstag
Vorträge am Donnerstag

Nun geht es mit unserem kleinen Rückblick auf die schon zweite interdisziplinäre und internationale Speak Up! Tagung weiter, die zwischen dem 09. und 14. Oktober 2022 im ostbelgischen Lontzen stattgefunden hat.

Veranstalter*innen des Retreats waren das Eupener Institut für Demokratiepädagogik in Kooperation mit der Vernetzungsstelle Speak Up! Thematisch ging es an fünf Thementagen (Montag: politische Bildung, Dienstag: Medien- und Informationskompetenz, Mittwoch: Speak Up! macht Schule, Donnerstag: Hate Speech, Freitag: Politik) um Fake News und Hate Speech als gesellschaftliche Herausforderungen.

Zu den Vortragenden zählten neben Menschen aus der ostbelgischen Zivilgesellschaft insbesondere Fachkräfte sowie Wissenschaftler*innen aus dem In- und Ausland, die sich im Vorfeld um eine Teilnahme bewerben konnten, wie sich hier nachlesen lässt. Ein wichtiges Anliegen der Tagung war auch in diesem Jahr, dass sich alle Teilnehmenden auf Augenhöhe begegnen und miteinander ins Gespräch kommen bzw. voneinander lernen konnten. Anders als bei klassischen wissenschaftlichen Tagungen gab es daher kein Namensschildchen mit Titel, Namen und Institution, sondern nur ein Klebeetikett fürs Oberteil, auf das die Teilnehmenden ihren Vornamen schreiben konnten. 

Am Donnerstag stand jedenfalls unser Thementag Hate Speech auf dem Programm. Maximilian KRETER, wissenschaftlicher Mitarbeiter am HAIT – der auch Gast auf unserer ersten Tagung war und seit Gründung im Juni 2022 Mitglied des Speak Up! Netzwerks rund um die Vernetzungsstelle ist – befasste sich in seinem Vortrag mit „Hatespeech in den sozialen Medien: Rechtsextreme Slogans, Codes und Invektive im deutschsprachigen Raum“.  In seinem Beitrag ging Maximilian Kreter insbesondere auf Funktionen und Techniken der Verschlüsselung rechtsextremer Kommunikation im öffentlichen Raum ein. Als bekannte bzw. oft genutzte Muster und Techniken benannte Maximilian KRETER u.a. die literarische Camouflage, die kulturelle Entwendung, die sprachliche Faltung  sowie den Metaplasmus und Elisionen. Überdies betonte der sympathische Dresdener, dass noch großer Bedarf an kontinuierlicher Forschung und daraus resultierender Expertise besteht. Aus seiner eigenen Forschung, auch gemeinsam mit Kooperationspartner*innen, sei eine Handreichung für die Praxis entstanden, die in Kooperation mit Meta und Academic Consulting Services veröffentlicht wurde. Yannick Sandberg betonte, welch einen wichtigen Beitrag die Forschung von Maximilian KRETER auch für die Praxis leistet: „Der Ansatz, die Codes und Narrative der extremen Rechten zu entschlüsseln und so über ein bloßes Beschreiben hinauszukommen, ist ein wichtiger Schritt in der Bekämpfung menschenfeindlicher Ideologien. Sowohl Präventionsarbeit als auch weitere Forschung können davon
profitieren.”

Daran schlossen sich eine Kaffeepause und zwei parallele Hybridformate an. Isabella FERRON von der Universität Modena und Reggio Emilia befasste sich in ihrem Vortrag mit der langen Geschichte der Hassrede ais linguistischer Perspektive. Es ging in ihrem Beitrag um eine sprachwissenschaftliche Untersuchung, die anhand exemplarischer Beispiele die Hassrede aus diachroner Perspektive beleuchtete und Hassrede als eine besondere Art sprachlicher Handlungen verstand.

Anne D. PEITER von der Saint Denis de La Réunion behandelte in ihrem hybriden Vortrag „Invektiven im Genozid. Überlegungen zu Erinnerungstexten von überlebenden Tutsi“. Anhand des eines Korpus autobiografischer Texte zeigte Anne D. PEITER welche Rhetoriken und Schmähungen dem Genozid der Hutu an den Tutsi in Ruanda 1994 vorausgingen und wie diese nachwirkten. 

Anschließend stellte der Historiker Yannick SANDBERG die Arbeitsergebnisse einer studentischen Projektgruppe vor, die sich an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zum Thema „Ritualmordlegenden – Antijüdische Fake News” konstituiert hatte. Herausgekommen war nach über zweijähriger Arbeit eine Webausstellung mit rund 150 thematischen Texten und über 600 Exponaten aus verschiedenen Medien. Yannick SANDBERG zeichnete anhand dreier Fallbeispiele die Entstehung und Verbreitung antijüdischer Fake News in Form der Ritualmordlegende nach und zeigte in diesem Kontext auf, welchen Einfluss Fake News aus dem Mittelalter noch heute haben.
Nach so viel Input zu ernsten Themen hatten wir uns die Mittagspause verdient. Während ein Teil der Gruppe bei einem Spaziergang das Gehörte und Diskutierte reflektierte, bereiteten andere Teilnehmenden das Mittagessen zu: Pasta Bolognese und vegetarisches Risotto.

Der Nachmittag stand dann ganz im Zeichen der Meldeportale. Ina GOEDERT, von der LMS Saar stellte eine saarländische best practice vor: Courage im Netz – Gemeinsam gegen Hass und Hetze.

Anschließend trug Günter BRESSAU, Leiter des Fachbereichs Projektförderung/ Internationale Programme bei der Jugendstiftung sowie Koordinator der Meldestelle REspect! Gegen Hate Speech vor. Er berichtete in seinem Vortrag „Transnationales Meldeportal gegen Hate Speech und Desinformation Aufbau und Vernetzung nationaler Meldeprojekte“ über das One step beyond Erasmus+ Projekt und dessen Anschlussfähigkeit an die Meldestelle REspect. Günter BRESSAU hob dabei insbesondere die Notwendigkeit der Vernetzung vor und plädierte dafür, dass nationale Meldestellen nicht isoliert vorgehen, sondern in nationale Beratungs-, Sensibilisierungs-, Bildungs- und Sicherheitsstrukturen eingebunden werden.

Dem schloss sich eine Kaffeepause an, bei der wir uns an leckerem Kuchen – an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an Meisterbäckerin und IDP-Leiterin Dr. Tomke LASK– stärken konnten, der auf einem Twitter kompatiblen Brettchen geschnitten wurde, wie Sabrina KIRSCHNER, verantwortlich für die Vernetzungsstelle Speak Up!, in einem Tweet anmerkte.

Die Kaffeepause ging nahtlos in eine Arbeitsphase über, in denen die Teilnehmenden in Kleingruppen wahlweise über wissenschaftliche Begleitprojekte zu Meldestellen oder die Fragestellung „Wie kann ich mein Umfeld für den Umgang mit Fake News und Hate Speech sensibilisieren?“ beratschlagen konnten. Günter BRESSAU freute sich, von den Anwesenden wichtigen Input und Hinweise auf potentiell interessierte Wissenschaftler*innen für die Konzeption eines wissenschaftlichen Begleitprojekts zur Meldestelle erhalten zu haben.

Gegen kurz vor 19 Uhr, nach einer kurzen Besprechung der im Etherpad gesammelten Arbeitsergebnisse, haben wir dann nach der Aufnahme eines Gruppenfotos unsere Tagesgäste verabschiedet; weitere Fotos vom Donnerstag finden sich übrigens in der Fotogalerie.

Herzlichen Dank an alle, die am Donnerstag dabei waren und unsere zahlreichen Arbeits- und Diskussionsphasen bereichert haben <3